Zur Ausstellung und den Werken von René Fadinger
Ausstellungszeitraum: 04.05.2023 – 22.06.2023
Kulinarik: Köchelei
Charity: Caritas Kärnten, Lerncafés
Fotos Soiree & Matinee: Eva Asaad
Fotos Midissage: marygoodfoto
Fotos Finissage: Benedikt Tschöscher
Von physischen und gedachten Räumen – ein Versuch, sich der Kunst von René Fadinger zu nähern
Die Frage „was ist ein Raum?“ ist vermutlich so alt wie die Philosophie und die Wissenschaft selbst. Wie immer man an diese Fragestellung herangehen mag, die Antwort ist kurz und hilft nicht wirklich weiter: Denn einerseits ist der Raum eine abstrakte Vorstellung, und andererseits ein festes mathematisches Ordnungsmodell, bestehend aus Längen, Breiten und Höhen. So weit, so widersprüchlich!
Genau genommen ist diese Definition ein Gegensatz in sich und deshalb ist die Beschäftigung mit Raum immer wieder eine begehrte Experimentierfläche für Künstler*innen. In der Vergangenheit ebenso, wie heute! Eines ist jedenfalls gewiss, das Phänomen Raum hat mit Wahrnehmung zu tun, mit unserer Vorstellungskraft und unserem Einfühlungsvermögen! Vor allem für die dreidimensionale Kunst, für Skulpturen, Objekte, Installationen und Land Art ist die räumliche Expansion essenziell, denn sie bietet die Möglichkeit, Raum ganz subjektiv ästhetisch zu begreifen und neu zu denken.
Genau damit beschäftigt sich René Fadinger seit vielen Jahren in unterschiedlichen Medien, mit Skulpturen, Malerei und auch in Filmen. Heute, hier in der Ausstellung FLUIDUM, kann man anhand von einigen außergewöhnlichen Objekten und Bildern verstehen lernen, wie er als Künstler „Raum werden lässt“ und wie perfekt seine Arbeiten die „Umgebung bespielen“.
Da Raum auch eine abstrakte Vorstellung sein kann, ist alles denkbar. Auch das Dazwischen, das Leere, das Nichtgreifbare, eben das FLUIDIUM, das alles umgibt. Das ist das Aktionsfeld, das Fadinger für sich in seiner Kunst gefunden hat. Und das ist – neben seiner tiefgehenden Beschäftigung mit Architektur – auch die Grundlage für seine Skulpturen und malerischen Konzepte. Fast könnte man sagen, er kommuniziert mit diesem ungreifbaren Raum. Er nimmt ihn als Volumen wahr und macht – auf seine Weise – das Unsichtbare sichtbar.
Nicht zufällig, nennt er seine geometrischen Metallskulpturen ARCHITEKTUR-WESEN und stellt damit klar, dass Architektur für ihn mehr ist als Flächen und Winkel, dass sie lebendig werden und sich in Bewegung befinden kann.
Was im Großen funktioniert – seit Jahren steht ein beeindruckendes Architekturwesen am Viktringerring – gelingt ihm auch in den kleineren Metallskulpturen, die hier zu sehen sind. Leicht und fragil zeigen sie eine geschlossen geometrische Form. Wer will, kann sie einfach nur als Architekturmodelle verstehen, in Wahrheit sind sie aber deutlich mehr. Sie fordern mit ihren verschobenen Winkeln und Achsen die Wahrnehmung heraus und zeigen uns, dass der erste Blick einfach nicht ausreicht. Mit jeder Bewegung, jedem Blickwechsel, entsteht Dynamik in der plastischen Form und ein neuer Raumkörper tut sich auf. Innen und Außen lassen sich nicht mehr eindeutig festmachen und unsere Sehgewohnheiten werden auf die Probe gestellt. Das ist wohl der Augenblick, in dem wir vielleicht zu verstehen beginnen, was der Künstler mit FLUIDUM eigentlich meint.
Das Verschieben der Blickachsen, das Spiel mit Fläche und Raum und allem dazwischen, verwendet er aber nicht nur bei dreidimensionalen Objekten, sondern auch in der Malerei. „Ich brauche das eine Medium, um im nächsten eine neue Idee zu generieren. Manchmal beginnt es mit einer Zeichnung, manchmal mit einem kleinen Objekt“, sagt er selbst über seine Arbeit.
Das Crossover – das Arbeiten mit verschiedenen künstlerischen Sprachen – macht es ihm möglich, seine Denkansätze immer neu zu überprüfen und weiterzuentwickeln. In der raumillusionierenden Malerei, die er hier zeigt, bedeutet das Bilder, die fast eine analoge Übersetzung vom Skulpturen sein könnten und Bildflächen in Betonfarbigkeit, die scheinbar Räume erzeugen. Aber auch Malerei, die sich seiner Vorstellung von FLUIDUM ganz anders zu nähert. Nämlich mit atmosphärisch verdichteten Kompositionen, die für ihn fiktive Raumkonzepte darstellen. Gebaut aus einer nicht greifbaren Materie, die ihre Form vielleicht erst finden wird. Wer weiß!
Diese Ausstellung lässt und begreifen, dass das Phänomen Raum mehrdimensional sein kann. Und dass darin beides lebt, die Abstraktion genauso wie das Ordnungsmodell. Was es dazu braucht, ist das Konzept eines Künstlers, der uns die Augen öffnet.
ULLI STURM
DIE FOTOS ZUR SOIREE
DIE FOTOS ZUR MATINEE
DIE FOTOS ZUR MIDISSAGE
DIE FOTOS ZUR FINISSAGE